07.05.2015

Franz Alt erzählt über seine persönliche Energiewende

Im Interview mit dem Dynahaus Team erzählt der ehemalige Politiker und heute hochgeachtete Journalist und Redner über den Moment, der in ihm ein Umdenken in sämtlichen Fragen der zukünftigen Energieversorgung ausgelöst hat. Zudem schaut er zusammen mit uns in die Zukunft der effektiven Nutzung regenerativer Energien.

Der mehrfach ausgezeichnete, deutsche Journalist Franz Alt steht für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Gesellschaft. Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Energieeinsparung spielen dabei eine wichtige Rolle. Neben zahlreichen Gastkommentaren, Hintergrundberichten und Reden, trägt der Autor seine Botschaft besonders durch Bücher wie „Die Sonne schickt uns keine Rechnung - Neue Energie - Neue Arbeit - Neue Mobilität" und „Deutschland ist erneuerbar" in die Welt.

Herr Alt, wir möchten uns heute über erneuerbare Energien bzw. die Entwicklung von Energiespeicherplushäusern mit Ihnen unterhalten. Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigen Sie sich bereits mit der Nutzung erneuerbarer Energien bzw. den Auswirkungen des Klimawandels. Gab es einen konkreten Anlass, einen Moment in Ihrem Leben, der dieses Thema in Ihr Bewusstsein geholt hat?

Ja. Bis 1986 war ich als braves CDU-Mitglied für die Atomenergie. Aber nach Tschernobyl bin ich aufgewacht und habe intensiver recherchiert als zuvor. Seither ist mir bewusst, dass die Atomkraft ein Anschlag auf die Schöpfung sowie auf unsere Kinder und Enkel ist. Danach habe ich mich um Alternativen gekümmert und die erneuerbaren Energien entdeckt. Allein die Sonne schickt uns theoretisch 15.000-mal mehr Energie als wir Heutigen verbrauchen. Die Windkraft mehr als 300-mal mehr. Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie und Wellenenergie kommen dazu. Es reicht also auch praktisch für die 100%-Energiewende auf der ganzen Welt. Von Natur aus gibt es gar kein Energieproblem. Gott war nicht doof und die Evolution nicht blöd. Wir haben alles, was wir brauchen. Diese regenerativen Energien gibt es noch in Jahrmillionen, sie sind umweltfreundlich und weitgehend kostenlos. Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Das ist außerdem die größte Entwicklungschance für die Länder der Dritten Welt. Erstmals haben wir die Möglichkeit, den Hunger zu überwinden und ins Museum der Geschichte zu stellen. Alles spricht also für eine rasche Energiewende zu 100 %: Sicherheitsgründe, ökologische und ökonomische Überlegungen, ethische Einsichten.

Was bedeutet für Sie persönlich die Möglichkeit Ihr Leben nachhaltig und unabhängig gestalten zu können? 

Ich bin ein die Freiheit liebender Mensch. Die aktuelle Politik Putins in der Ukraine macht uns wieder mal deutlich, wie erpressbar wir mit der alten Energiepolitik sind. Ohne eigene Energieversorgung gibt es keine wirkliche Freiheit. George W. Bush hat gezeigt, dass ein Land wie die USA nicht davor zurückschreckt auch Kriege um die alte Energiewirtschaft zu führen. Im Irak haben wir erlebt, dass die große Frage des 21. Jahrhunderts heißen wird: Kriege um Öl oder Frieden durch die Sonne? Um die Sonne können wir Menschen niemals Krieg führen. Ich will aber auch persönlich so leben, dass ich am Schluss meines Lebens meinen Kindern sagen kann: „Kinder, das ist euer Planet. Wir haben dafür gesorgt, dass auch ihr hier ein gutes Leben haben könnt“. Das geht aber unmöglich mit der alten Energiepolitik. Heute verbrennen wir an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt hat. Das ist ein Verbrechen an künftigen Generationen. Die Energiefrage ist also die Überlebensfrage der Menschheit. Wer diesen Zusammenhang  mal verstanden hat, kann unmöglich so weiterleben wie bisher: Die Natur weiß es immer besser. Keine Maus kam je auf die Idee, eine Mausefalle zu bauen. Aber ausgerechnet jene Spezies, die sich selbst „homo sapiens“ nennt, baut Atomkraftwerke ohne zu wissen, wohin mit dem Müll.  Das ist nicht „homo sapiens“, sondern „homo Dummkopf“. Das ist so als würden Sie in ein Flugzeug steigen, dessen Kapitän zwar starten, aber nirgendwo landen kann.

In einer Gemeinschaftsinitiative wurde im Jahr 2013 das Projekt Dynahaus ins Leben gerufen. Was haben Sie bisher von dem Projekt mitbekommen und wie bewerten Sie das bisher erreichte?

Ich habe in meinen Fernsehsendungen bereits 1993 die Solarplushäuser von Rolf Disch gezeigt. Es hat dann nochmal 20 Jahre gedauert bis Sie mit den Energiespeicher-Plushäusern kamen. Dafür ist aber jetzt die Zeit reif. Projekten wie Dynahaus gehört die Zukunft. Warum sollen unsere Häuser weiterhin energetisch umsonst in der Gegend herumstehen? Warum sollen wir Öl aus Arabien, Gas aus Sibirien, Uran aus Südafrika und Kohle aus Australien für teures Geld hier her holen und die heimische, weitgehend kostenfreie Energie nutzen wir nicht? Unser bisheriges Energieverhalten ist einfach dumm, zukunftszerstörend und sehr teuer. Je schneller wir die Energiewende organisieren, desto besser und preiswerter.

"Die Zukunft wird denen gehören, die konsequent auf dezentrale und regenerative Energieversorgung setzen."

Wie schätzen Sie denn die Entwicklung von Energiespeicherplushäusern im Allgemeinen ein? Ist es aus Ihrer Sicht der richtige Weg, auch heute schon konsequent auf eine dezentrale Energieversorgung zu setzen, um so den großen Stromkonzernen ein wenig von Ihrer Marktmacht abzunehmen?

Wer heute baut und nicht auf Energiespeicher-Plushaus-Standard setzt, wird sich später ärgern, wenn immer höhere Rechnungen für den Energieverbrauch ins Haus flattern. Öl, Kohle und Gas gehen rasch zu Ende und werden schon deshalb immer teurer, während die Sonne noch in Jahrmillionen kostenlos scheinen wird. Entscheidend für den Durchbruch Ihres Projekts ist aber, dass Sie schon heute so bauen, dass Ihre Kunden morgen ein gutes Gewissen haben und dabei noch Geld gespart haben. Ich schlage Ihrer Firma den Slogan vor: Bürger, zur Sonne, zur Freiheit! Die Energie der Zukunft kommt von ganz, ganz oben, sozusagen vom Chef selbst.

Welche Herausforderungen stellt der Klimawandel an das Bauen von Häusern in Deutschland?

Die meiste Energie verbrauchen wir in unseren Häusern. Und dieser alte Energieverbrauch ist die Hauptursache für den Klimawandel. Der Klimawandel aber ist die Überlebensfrage der Menschheit. Wir alle sind also Teil des Problems. Die Frage für jeden Einzelnen heißt: Wie werden wir Teil der Lösung? Und dazu leisten Sie mit Ihren Zukunftshäusern einen wichtigen Beitrag.

Mit der EnEV 2020 hat sich nun auch die Politik dem Thema nachhaltiges und umweltverträgliches Wohnen gewidmet. Wie bewerten Sie den Inhalt dieser Verordnung und geht er Ihnen weit genug?

Die EnEv geht seit Jahren in die richtige Richtung. Aber Ihre Firma beweist mit Ihren Produkten, dass auch die neue EnEV nicht weit genug geht. Das Ziel könnte ehrgeiziger sein.

Gibt es neben Energiespeicherplushäusern wie dem Dynahaus auch bereits andere Innovationen, welche Ihrer Meinung nach den Trend hin zu einer nachhaltigen und bewussteren Lebensweise, auch für einen Großteil der Gesellschaft, möglich machen?

Ich werde immer wieder zu Vorträgen bei Firmen eingeladen, die ähnlich dynamisch wie Sie für die Zukunft bauen – zum Beispiel in Japan oder in Südkorea. Vor allem die Bauwirtschaft in Japan ist nach Fukushima aufgewacht und baut sehr energiebewusst und nachhaltig.  Das lässt mich hoffen, dass wir das Schlimmste beim Klimawandel noch vermeiden können. Aber die Zeit wird knapp.

"Die Leute wachen zwar langsam auf, aber sie wachen auf." 

Gerade erst war in Berichten davon zu lesen, dass sich aktuell nur ca. 20.000 Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen befinden. Die Bundesregierung gibt nach wie vor das Ziel aus, bis zum Jahr 2020 insgesamt eine Million zugelassene E-Autos in Deutschland zu haben. Tut sich die Gesellschaft einfach schwer oder fehlt schlicht das klare politische Bekenntnis inkl. entsprechender Maßnahmen zur E-Mobilität?

Andere sind uns bei der E-Mobilität weit voraus. In Norwegen sind Elektroautos bereits seit über einem Jahr die meist gekauften Autos überhaupt. Auch Kalifornien, Japan und China erleben einen weit größeren E-Auto-Boom als wir in Deutschland. Das wird allmählich ein Problem für die gesamte deutsche Automobilwirtschaft. Anderswo gibt es mehr Anreize zum Kauf eines Elektroautos.

Sehen Sie positive Synergieeffekte zwischen dem Bau von Energiespeicherplushäusern und dem vermehrten Absatz von Elektroautos in Deutschland? Schließlich bieten diese ESP Häuser ja die Möglichkeit, sein Auto kostenfrei mit Strom zu versorgen.

Ein zentraler Vorteil Ihrer Energiespeicher-Plushäuser besteht ja gerade auch darin, dass ich künftig auch mein Auto energieautark und nahezu kostenfrei fahren kann. Das ist ein Meilenstein für eine bessere Zukunft. Wenn der Benzinpreis wieder anzieht, wird sich dieser Vorteil rasch herumsprechen. Ich spüre gerade für diesen Vorteil das Interesse in meinen Vorträgen. Die Leute wachen zwar langsam auf, aber sie wachen auf. Wer mit seinen Geschäften diesen Trend verschläft, verschläft seine eigene Zukunft. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Vielen Dank Herr Alt für Ihre sehr interessanten Ausführungen!


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