25.06.2015

Felix Finkbeiner erzählt über Klimagerechtigkeit und den steinigen Weg dorthin.

Felix Finkbeiner rief im Alter von neun Jahren die Kinderinitiative "Plant for the Planet" ins Leben die es sich zur Aufgabe gemacht hat, möglichst viele Bäume auf der Welt zu Pflanzen, um so den Ausstoß von CO2 Emissionen auszugleichen. Im Rahmen dieser Initiative wurden bereits über 14 Milliarden Bäume weltweit gepflanzt. Im Interview gewährt uns Felix einen Einblick in die Ziele und Projekte der Organisation.

Die Kinderinitiative von Felix Finkbeiner hat bisher weltweit über 14 Milliarden Bäume gepflanzt. Der Einsatz der Kinderinitiative wurde weltweit mehrfach prämiert und ausgezeichnet. Neben dem Pflanzen von Bäumen richtet die Organisation ihr Augenmerk ebenfalls auf die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. (Bildquelle - Plant for the Planet)

Hallo Felix, schön, dass du Dir die Zeit nimmst uns einige Fragen zu beantworten. Für alle, die Dich und Deine Organisation bisher nicht kennen, sag doch bitte ein paar Worte zur Geschichte und Intention hinter Plant-for-the-Planet. 

Meine Lehrerin hat Klima und Wetter verwechselt und kam nach dem warmen Winter 2006/2007 am ersten Schultag im Januar in unsere vierte Klasse und sagte: "Wir wollen uns die nächsten Tage mit der Klimaerwärmung beschäftigen." Jeder sollte im Internet recherchieren. Ich musste am nächsten Montag einen Vortrag halten. Am Wochenende habe ich Al Gores Film "Eine unbequeme Wahrheit" angeschaut, mein Opa hatte sich gerade das Buch dazu gekauft und ich konnte daraus Folien für meinen Vortrag kopieren. Im Internet habe ich von Wangari Maathai gelesen, die in 30 Jahren 30 Millionen Bäume in Afrika pflanzte. Ich habe den Treibhauseffekt erklärt, den Zusammenhang von CO2 und Temperatur, den Golfstrom und dass Bäume CO2 binden. Beendet habe ich meinen Vortrag mit den Worten: "Lasst uns weltweit Millionen Bäume pflanzen, eine Million in jedem Land der Erde!" Den ersten Baum haben wir am 28. März 2007 gepflanzt. Ein Jahr später, am 22. April 2008 habe ich meine erste Pressekonferenz gegeben und konnte berichten, dass wir Schüler im letzten Jahr bereits 90.000 Bäume gepflanzt haben und in den nächsten Wochen weitere 50.000 Bäume pflanzen werden. Bis zum Ende des Jahres 2009 wollten wir dann insgesamt eine Million gepflanzte Bäume erreichen. Über unsere Aktion haben zu diesem Zeitpunkt bereits mehr 500 Medien berichtet. 

Im Referat an diesem Montag in der Klasse habe ich zum ersten Mal das Ziel der Millionen Bäume genannt. Meine Lehrerin hat mich den Vortrag dann am Mittwoch nochmal vor den Klassensprechern wiederholen lassen, am Donnerstag musste ich alles der Direktorin erklären und dann hat sie mich, als damals Neunjährigen, mit meinem Laptop in andere Klassen und zu anderen Schulen gefahren. Dadurch haben sich sehr viele Mitstreiter angeschlossen: über Hundert Schüler haben geholfen Briefe an andere Schulen zu schicken, Abiturienten haben die Website gemacht, meine beiden Schwestern haben immer mitgeholfen genauso auch meine Eltern. Wir haben Klaus Töpfer als Schirmherr gewonnen, ebenso Fürst Albert II von Monaco.

"Jeder weltweit aktive Konzern und jede einzelne Branche müsste doch eine Milliarde Bäume pflanzen können."

Was hat die Initiative in den vergangenen acht Jahren seit der Gründung bewegt?

Im Rahmen unserer Kampagne wurden 14 Milliarden Bäume gepflanzt, die jedes Jahr 140 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich binden. In fast jedem Land der Erde gibt es mittlerweile Mitstreiter, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen und Bäume pflanzen, etwa 100.000 sind es. Seit 2008 haben wir fast 38.000 Kinder zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit ausgebildet. Sie halten Vorträge und klären andere auf. Wir Kinder und Jugendliche durften vor der UN, dem Europaparlament und in nationalen Parlamenten sprechen. Aber das reicht noch nicht, denn der von Menschen gemachte CO2-Ausstoß steigt um jährlich 3 Milliarden Tonnen an. Ob wir es wollen oder nicht, wir müssen das Erreichte toppen. Jeder weltweit aktive Konzern und jede einzelne Branche müsste doch eine Milliarde Bäume pflanzen können. 1.000 Milliarden neue Bäume, Platz dafür ist übrigens vorhanden, binden 10 Milliarden Tonnen CO2 und damit unseren Anstieg an CO2-Emissionen der letzten zehn Jahre.

Das Projekt Dynahaus und Plant-for-the-Planet haben einen gemeinsam Anspruch: die Erde auf der wir leben zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren. Ein Thema was aus deiner Sicht bereits bei Jugendlichen ankommt und verstanden wird?

Ganz sicher. Die Bertelsmann Stiftung in 2009 und die Shell Studie in 2010 bestätigen, dass dreiviertel aller Kinder und Jugendlichen in der weltweiten Armut und in der Klimakrise die beiden größten Herausforderungen sehen. Deshalb spricht Plant-for-the-Planet auch so viele junge Menschen weltweit an.

Über Pfingsten fand der erste Youth Summit von Plant-for-the-Planet statt. Dort haben 88 Jugendliche aus 23 Ländern ein Manifest erarbeitet, in dem wir die G7-Regierungschefs auffordern, das weltgrößte Aufforstungsprojekt der Menschheit zu unterstützen. In den letzten acht Jahren konnten wir Kinder, mit Hilfe vieler Erwachsener, 14 Milliarden Bäume pflanzen, jetzt ist es Zeit, dass die Regierungschefs und Wirtschaftsführer ihren Teil zum Überleben von uns Kindern und Jugendlichen beitragen. 1.000 Milliarden Bäume zu pflanzen hört sich für den ersten Moment vielleicht astronomisch an, ist nach Einschätzungen von Experten aber ein realistisches Ziel. Die neuen Bäume würden ein Viertel des von Menschen verursachten CO2-Ausstoßes binden. Dass genügend Platz für das größte Aufforstungsprojekt der Menschheitsgeschichte vorhanden ist, bestätigt eine gemeinsame Studie der Universität Yale, die in den nächsten Monaten veröffentlicht wird.

"Die neuen Bäume würden ein Viertel des von Menschen verursachten CO2-Ausstoßes binden."

Mit dem Dynahaus wurde ein Wohnkonzept entwickelt, in dem die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien auf ein neues Level gehoben wurde. Die eigenen vier Wände spielen bei der Energieversorgung eine sehr große Rolle. In welchem Rahmen beschäftigt sich Plant-for-the-Planet auch mit Fragen der Effizienz erneuerbarer Energien?

In unserem Manifest fordern wir auch den zügigen Wechsel zu einem nachhaltigen Energiesystem ohne fossile Energieträger. Einige von uns haben am 22. Mai einen Generationenvertrag mit Roland Berger, dem Kuratoriumsvorsitzenden der Desertec-Stiftung unterzeichnet, mit dem wir uns gegenseitig versprechen,  uns für die Verwirklichung der Wüstenstrom Vision einzusetzen. Die Sonne stellt bekanntlich keine Rechnung und wenn die auf die Gesellschaft abgewälzten Kosten berücksichtigt werden, ist erneuerbare Energie mit Abstand die günstigste Lösung, um unser Überleben und allen Menschen im Jahr 2050 sauberen Wohlstand zu ermöglichen.

Der Sitz der Plant-for-the-Planet Kinder- und Jugendstiftung ist das in Betrieb befindliche Bahnhofsgebäude in Uffing am Staffelsee, auf der Strecke München-Garmisch. Meine Familie hat es vor zwei Jahren erworben und energetisch saniert. Im Juli 2015 wird Uffing als erster Plus-Energie-Bahnhof Deutschlands eröffnet. Er wurde mit Holzfaserplatten in Inthermo und Steico gedämmt, mit Dreifachverglasung von Bayerwald komplett auf Niedrigenergiestandard saniert und wird mit Sonnenenergie mehr warmes Wasser und Strom produzieren, als das 330 qm große und 130 Jahre alte Gebäude für den Betrieb benötigen wird. Außerdem wollen wir eine Ladestation für E-Bikes und E-Autos aufstellen. Im Warteraum wird es eine ständige Ausstellung über energetische Sanierung geben, damit mehr Menschen verstehen, dass 40% des von Menschen verursachten CO2-Ausstosses über Gebäude entstehen.  

Wie genau kann man deine Organisation bei der Arbeit unterstützen?

Jeder kann mitmachen. Kinder können sich kostenlos zur nächsten Akademie in der Nähe anmelden. Dort lernen sie viel über Klima und Gerechtigkeit, selbst Vorträge zu halten und Erwachsene und Kinder zu motivieren. Alle Termine stehen auf www.plant-for-the-planet.org.

Außerdem kann jeder, auch Erwachsene, auf unserer Webseite, virtuelle Bäume pflanzen. Zehn Bäume kosten zehn Euro und wir pflanzen zehn echte Bäume in den Ländern des Südens. Damit schaffen wir auch Arbeitsplätze, wo die Armut am größten ist und der Baum am schnellsten wächst und am meisten CO2 bindet. Kinder und Erwachsene können auch Mitglieder werden.

Auch für Unternehmen gibt es vielfältige Möglichkeiten, uns zu unterstützen. Sie können Akademien fördern oder ihren eigenen Unternehmenswald pflanzen. Der ist dann sogar auf unserer Webseite virtuell zu besuchen.

Das alles finden Sie auf www.plant-for-the-planet.org

Vielen Dank das nette Interview.

PS: Dynahaus unterstützt das Projekt "Plant for the Planet" aktiv und pflanzt für jedes gebaute Dynahaus 100 Bäume.


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